Der zweiachsige meterspurige Dieseltriebwagen T 7 der ehemaligen MEG - Mittelbadischen Eisenbahnen AG, am 31 März 2013 beim Kleinbahnmuseum Selfkantbahn der IHS - Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr e. V. in Schierwaldenrath.
Der Triebwagen wurde 1939 von der Gothaer Waggonfabrik AG in Gotha unter der Fabriknummer 2585 gebaut und an die MEG geliefert. Mit am Bau war auch die O&K (Orenstein & Koppel AG, Berlin) beteiligt, die Waggonfabrik Gotha gehört seit 1931 mehrheitlich zur O&K. Die Serie der Verbrennungstriebwagen T 1 bis T 8 der Mittelbadischen Eisenbahn-Gesellschaft (MEG) sind dieselmechanische Triebwagen mit der Achsfolge A1. Der T 7 befindet sich heute im Besitz der Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr e. V. (IHS) und ist der einzige erhaltene Triebwagen der Serie.
Geschichte des Triebwagens:
Wie viele Kleinbahnen hatte auch die Mittelbadische Eisenbahn-Gesellschaft (MEG) Mitte der dreißiger Jahre begonnen, den personal- und kostenintensiven Personenverkehr mittels Dieseltriebwagen zu beschleunigen und zu rationalisieren. Da die MEG ein recht umfangreiches Netz besaß, wurden zwischen 1934 und 1941 elf Triebwagen verschiedener Abmessungen beschafft. Darunter befand sich mit den acht Triebwagen T 1 bis T 8, von Gotha, die größte beschaffte Zahl baugleicher Triebwagen der damaligen Zeit für eine Privatbahn in Deutschland, wovon sich der Wagen T 7 bei der Selfkantbahn befindet und der einzige erhaltene ist.
Der Zwang zur Rationalisierung und Einsparung von Betriebskosten führte in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts zur Entwicklung von Verbrennungs-Triebwagen durch verschiedene Hersteller. Besonders große Erfolge erzielte die Waggonfabrik Wismar (Beispiele in der Sammlung der Selfkantbahn: VT 100, T 13), aber auch andere Firmen kamen auf größere Stückzahlen.
So lieferte die Firma Orenstein & Koppel mit ihren Waggonfabriken in Dessau und Gotha ab 1934 an die Mittelbadische Eisenbahn-Gesellschaft (MEG) insgesamt 8 bauartgleiche, zweiachsige Dieseltriebwagen und damit die größte einheitliche Triebwagenserie für eine deutsche Schmalspurbahn. Wobei die ersten drei (T1 bis T3) einen Achsabstand von 4.000 mm besaßen, ab dem T4 wurde der Achsabstand auf 4.500 mm erhöht. Sie konnten bei Bedarf konnten die Triebwagen bis zu zwei Beiwagen mitführen und übernahmen so den größten Teil des Personenverkehrs auf dem 115 km langen MEG-Netz zwischen Rastatt und Lahr. Nahezu identische Wagen baute die auch zu O&K gehörende Dessauer Waggonfabrik AG für die Gernrode-Harzgeroder Eisenbahn, heute noch als Museumsfahrzeug T 1 bei den Harzer Schmalspurbahnen (Selketalbahn) im Einsatz. Eine normalspurige Variante lieferte Gotha an die Hoyaer Eisenbahn, ebenfalls heute noch als Museumsfahrzeug in Dienst.
Die Fahrzeuge bewährten sich gut, vor allem bei den Stadtdurchfahrten auf der MEG. Im Laufe der Zeit zeigte es sich, dass die Triebwagen den zunehmenden Verkehr nicht mehr bewältigen konnten, was zur Beschaffung der T 11 sowie T 12 und T 13 mit größerer Motorleistung führte.
Der T 7 entstammt der erwähnten Serie der MEG und wurde 1939 erbaut. Im Krieg erhielten einige Triebwagen wegen Kraftstoffmangels Holzvergaseranlagen der Bauart Imbert, die sich aber nicht bewährten und nach Kriegsende wieder entfernt wurden. Noch heute erinnert am T 7 die an einem Wagenende verlängerte Pufferbohle an diesen Umbau. Die ursprünglich dunkelblau-elfenbein gehaltenen Triebwagen wurden ab 1962 rot lackiert.
Wie viele MEG-Fahrzeuge wurde auch der T 7 vielfach Opfer von Unfällen mit Straßenfahrzeugen und in einem Fall auch des Brandes der MEG-Werkstatt in Schwarzach. Fotografische Belege dieser Vorgänge, die Aufschreibungen im Betriebsbuch und der überlieferte Zustand zeigen aber, dass er mit großem Aufwand von den Werkstätten in Kehl und Schwarzach stets wieder in den originalen Zustand versetzt wurde.
Mit der Schrumpfung des MEG-Netzes erfolgte auch die Ausmusterung der kleinen Triebwagen. Der T 7 erlebte als letzter seiner Bauart die Einstellung des Personenverkehrs am 26. September 1970 und fuhr noch zwei Jahre als Dienst- und Stückguttriebwagen. 1972 erwarb ihn die Selfkantbahn. Er konnte aus Zeitmangel während vier Jahrzehnten nur äußerlich restauriert werden, wobei der Zustand der dreißiger bis sechziger Jahre nur unzureichend berücksichtigt wurde. Gleichwohl dienten diese Maßnahmen dem erfolgreichen Stopp der Korrosion.
Eine gründliche Aufarbeitung und Wiederinbetriebnahme war jedoch stets vorgesehen. Nach mehr als 40 Jahren als statisches Exponat bei der Selfkantbahn wird diese nunmehr mit Macht vorangetrieben. Zum Vergleich: bei der MEG war das Fahrzeug nur gut 30 Jahre in Betrieb gewesen ...
Mit den anderen bei der Selfkantbahn bewahrten MEG-Fahrzeugen können dereinst stilreine Zugkompositionen gezeigt werden, die über Jahrzehnte das Bild dieser bedeutenden Meterspurbahn prägten.
Konstruktive Merkmale:
Die Fahrzeuge entsprachen den Grundsätzen des Leichtbaues der damaligen Zeit. Der aus Profilen und Blechen geschweißte Wagenkasten hatte eingezogene Stirnenden. Die Konstruktionsform bot den Waggonfabriken die Möglichkeit, Varianten der Fahrzeuge auf Kundenwunsch zu fertigen. Die nach außen aufzuschlagenden Drehtüren konnten bei Bedarf durch einen zusätzlichen Flügel in der lichten Weite vergrößert werden.
Die Maschinenanlage, bestehend aus dem Daimler-Benz- Dieselmotor vom Typ OM 65 mit einer Leistung von 70 PS und dem Mylius-Getriebe, war unterflur angeordnet und trieb über Gelenkwellen eine Achse des Triebwagens an. Zur Ausstattung der Wagen gehörten weiterhin eine Ofenheizung, elektrische Beleuchtung, Warnpfeife sowie Läutewerk, indirekte Bremse sowie die bei der MEG verwendete Zug- und Stoßeinrichtung mit Mittelpuffer und dem darunter liegenden Zughaken.
In den Fahrzeugen fanden 60 Personen Platz auf 23 Sitz-, 10 Klapp- und 27 Stehplätzen. In der Fünfziger Jahren wurden die T 1 – T 3 ausgemustert. Der T 1 lief ohne Maschinenanlage als Beiwagen Bi 27 noch bis 1968. Nach Übernahme der MEG durch die SWEG wurde der Personenverkehr auf der Meterspur 1970 eingestellt.
TECHNISCHE DATEN:
Hersteller: Gothaer Waggonfabrik AG
Baujahre: 1934 bis 1941
Typ: O&K/Gotha
Spurweite: 1.000 mm (Meterspur)
Bauart: A1-dm
Länge über Puffer: 9.300
Breite: 2.600 mm
Achsstand 4.500 mm (T1 bis T3 4.000 mm)
Raddurchmesser: 700 mm (neu)
Gewicht: 11,1 t
Höchstgeschwindigkeit 55 km/h
Leistung: 70 PS (51 kW) bei 2.000 U/min
Dieselmotor: Daimler-Benz Vierzylinder-Reihendieselmotor vom Typ OM 65
Motorhubraum: 4,85 Liter bzw. 4.849 cm³ (Bohrung Ø 105 mm x 140 mm Hub)
Leistungsübertragung: mechanisch mit Mylius-Getriebe über Gelenkwelle auf die Achse
Sitzplätze: 23 (Sitzteilung 3 +1) und 10 Klappsitze
Heizung: Ofen
Bremse: K-PmZ, 2 x Handrad
Kupplung: Mittelzughaken und seitlich neben dem Mittelpuffer die MEG-übliche Notkupplung
Armin Schwarz 03.12.2025, 6 Aufrufe, 0 Kommentare
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